Frühlingskonzert entführt in die Heimat

MV Epfendorf spielt sich in die Herzen der Zuhörer

Heimat – welch großes Wort und vielleicht gerade in der heutigen Zeit von besonderer Wichtigkeit. Als sich die Damen und Herren des Epfendorfer Musikvereins entschlossen, ihr Frühlingskonzert unter eben diese Überschrift zu stellen, baten sie die Einwohner ihres Dorfes, jede persönliche Definition des Wortes kundzutun. Sehr unterschiedliche und vielfältige Aussagen konnten gesammelt und in die Moderation des sehr gelungenen Abends eingebunden werden. 

Gleich zu Beginn stand ein Leckerbissen auf dem Programm: Die Jugendkapelle „4 Music“ eröffnete den musikalischen Teil und die Kapelle, die sich aus Jugendlichen der Musikvereine Boll, Harthausen, Trichtingen und Epfendorf zusammensetzt, setzte die Messlatte für alles Weitere schon sehr hoch. Eine von der musikalischen Leiterin Julia Staiger sehr gut getroffene Auswahl der Stücke und die gekonnten Vorträge unterhielten das Publikum nicht nur, sondern veranlassten die Zuhörer zu anerkennendem und wohlwollenden Kopfnicken. Noel Heckele führte charmant durch das Programm der JuKa und wusste zu jedem Stück interessante Einzelheiten.

Gestartet wurde mit Highlights aus „How to tain your dragon“ von John Powel. Mit diesem Zusammenschnitt verschiedener Stücke aus dem Film „Drachen zähmen leicht gemacht“ zeigten die jungen Musikerinnen und Musiker gleich, dass sich das Üben gelohnt hatte. Teils schwungvoll, teils gediegen waren unterschiedliche Fassetten des Titels zu erleben. Der erste Vorsitzende Andreas Perthel begrüßte anschließend die vielen Gäste in der sehr schön geschmückten Festhalle. Gewohnt souverän führte er das Publikum an das bevorstehende Konzert heran und bedankte sich bei vielen Unterstützern. Ohne diese wäre solch ein Konzert nicht durchführbar. Besonders erwähnte Perthel hierbei die schönen Poloshirts der Jugendkapelle, die komplett gesponsert wurden. Dann folgte ein Stück von Thierry Deleruyelle. Mit „Little Tokyo Suite“ traf die Kapelle den Geschmack des Publikums. In unterschiedliche Sequenzen eingeteilt, mit viel Rhythmus und Elan, verlangte der Titel den MusikantInnen alles ab. Abgeschlossen wurde der Vortag der Jugendkapelle mit „Call me maybe“ von Carly Rae Jepsen, Joshua Ramsay und Tavish Crowe. Dieser bekannte Song wurde ebenfalls hervorragend vorgetragen, sodass die Jugendkapelle nicht ohne Zugabe von der Bühne durfte.

„Wenn der erste Auftritt so fantastisch läuft, dann bin ich jetzt schon auf alle weiteren gespannt.“ Mit diesen Worten bedankte sich der 1. Vorsitzende bei seinem Nachwuchs. Eine sehr gelungene Premiere der jungen Damen und Herren aus Boll, Trichtingen, Harthausen und Epfendorf.

Bevor die Hauptkapelle die Bühne betrat, übernahm Inken Aiple das Mikrofon und las die Bedeutung des Begriffs „Heimat“, wie sie im Duden steht, vor. Denn die Interpretation dieses Wortes zog sich wie ein roter Faden durch den kompletten Abend hindurch. So war es ganz spannend, was den Menschen aus Epfendorf zu ihrer Heimat eingefallen war, und was sie an den MVE geschickt hatten. Zu jedem Buchstaben im Begriff „Heimat“ wurden die eingesendeten Erklärungen sortiert, zugeordnet und ausformuliert. Ebenso gab es zu jedem der dargebotenen Musikstücke und dem jeweiligen Komponisten Informationen, sodass das Publikum schon vor dem Hörgenuss einen kleinen Einblick in die Geschichte der Stücke erhielt.Das Konzert begann mit „A Sign for Freedom“ von Thomas Asanger und schon bei diesem ersten Stück kamen die Zuhörer, genau wie bei allen anderen Kompositionen, voll auf ihre Kosten. Die Musikerinnen und Musiker waren vom Dirigenten Jörg Lamparter sehr gut vorbereitet worden und die Auswahl der Stücke traf die Wünsche der Gäste perfekt.  Ruhig und getragen begann das Werk, doch immer wieder gab es Steigerungen mit unglaublich viel Volumen und die Halle wurde regelrecht mit den Klängen durchflutet. Es schloss sich mit „Lichtblicke“ aus der Feder von Kurt Gäble ein Titel an, der mit seinen abwechselnd sehr lauten und dann wieder sehr ruhigen Stellen alltägliche Dinge interpretierte und den Zuhörern genau, wie vom Komponisten beabsichtigt, unterschiedliche Lichtblicke aufzeigte. Die abwechslungsreichen Passagen, die dieses Stück auszeichnen, wurden von den MusikerInnen sehr sauber und akkurat gemeistert, was zu langem Applaus führte. „Redemption“ von Komponist Rossano Galante folgte. Bei diesem Stück zogen die Emotionen Kreise. Mal schier überwältigend raumfüllend, mal ruhig und getragen. Alles war dabei und die Gäste genossen, was ihnen vom MVE geboten wurde. 

Mit der Komposition „Dramatic Tales“ von Markus Götz erreichte der Konzertabend in der Epfendorfer Halle einen weiteren Höhepunkt. Die dramatische Geschichte vom vergifteten Ort, der mystischen Gegend und dem Kampf ums Überleben, bis hin zur Rettung und der aus Dankbarkeit errichteten Kapelle und der Entstehung der Wallfahrt nach Todtmoos wurde hervorragend in Szene gesetzt. Durch die tolle Melodie und die wechselnden Rhythmen wurde der Spannungsbogen bis fast zum Bersten aufgebaut, bevor dann der abrupte Stopp die ganze Halle in Schweigen hüllte. Mit leisen Tönen ging es dann jedoch dem guten Ende entgegen und ganz bestimmt hatten alle Zuhörer nicht nur ein beeindruckendes musikalisches Erlebnis, sondern auch unzählige Bilder im Kopf. So schloss ein sehr schöner erster Teil des Konzertes ab und die daran anschließenden Ehrungen passten perfekt in den stimmungsvollen Abend. 

Herr Lothar Dittes vom Kreismusikverband Rottweil-Tuttlingen war nach Epfendorf gekommen, um die Ehrungen vorzunehmen. Blasmusik, so erzählte er, passe hervorragend zum Frühjahr. Denn beides, Musik und die Jahreszeit, ständen für die Fröhlichkeit und immer wieder für neuen Schwung. Er freue sich daher sehr, dass er beim Frühjahrskonzert dabei sein könne. Es erhielten für 20-jährige aktive Tätigkeit Louisa Botzenhart und Kathrin May die Ehrennadel in Silber. Daniela Maier wurde für 30 Jahre aktives Musizieren mit der Ehrennadel in Gold und einer Urkunde geehrt. Für sage und schreibe 40-jährige aktive Tätigkeit konnten Holger Kimmi und Thomas Rauser mit der Ehrennadel in Gold mit Diamant und Ehrenbrief ausgezeichnet werden. Zu guter Letzt erhielt Jörg Lamparter die Dirigentennadel in Gold mit Urkunde für seine 20-jährige Tätigkeit. Wohlverdient war der langanhaltende und kräftige Applaus, der allen Geehrten den Dank und die Anerkennung aller Anwesenden übermittelte.

Weiter im Konzert ging es mit dem Stück „Bei uns daheim“, welches wiederum von Kurt Gäble geschrieben wurde. Alles, was er im Stück mit dem Bodensee verband, konnte auch wunderbar auf den Neckarstrand übertragen werden, und so passte der leichte und beschwingte Marsch nach den Ehrungen bestens ins Programm.  Traditionell ging es weiter und sehr gut zum Thema des Abends „Heimat“ passte auch das Stück „Ein Blick zurück“ von Jürgen Malterer. Mit seinem typischen ¾-Takt verzauberte dieser Walzer. Leidenschaftlich und mit viel Gefühl verleitete das Stück manchen Zuhörer dazu, sich im Takt zu bewegen. Die sehr gelungene Tenoreinlage tat ihr Übriges.

Abgerundet wurde der bunte Strauß der Melodien mit dem Stück „Blas‘ Musik in die Welt“ von Martin und Stephan Hutter. Auch hier zog der Musikverein im wahrsten Sinne des Wortes noch einmal alle Register. Trotz des hohen Anspruchs strahlte die Komposition lauter Fröhlichkeit aus und die Freude am Musizieren war den Akteuren anzumerken. Ein Abschluss, der den ganzen Konzertabend wunderbar abschloss. Doch selbstverständlich durften die MusikantInnen noch nicht von der Bühne. Das Publikum war stolz und sehr zufrieden mit dem, was der MVE geboten hatte, und wollte definitiv mehr davon. Mit „Heimatliebe“, einer Polka der schönsten Seite, und einer weiteren Zugabe wurde das Publikum dann aber auf ganz heitere und beschwingte Weise in einen noch lange andauernden, wunderschönen Frühjahrsabend entlassen.

Am Ende des Frühjahrskonzerts bleibt nur, dem Musikverein Epfendorf zu gratulieren und Dank zu sagen. Mit jeder Komposition, die an diesem Abend vom MV Epfendorf gespielt wurde, gelang es den Musikerinnen und Musikern tatsächlich, eine Brücke zum Thema des Abends zu schlagen. Der gesamte Abend erwies sich als ein Loblied auf die Heimat, mit all dem, was auch immer für jeden und jede Einzelne darunter zu verstehen war. Gedanken kreisten und Gefühle erwachten, sodass es dem Musikverein Epfendorf gelang, seine Zuhörer nicht nur qualitativ zu überzeugen, sondern auch zu berühren, abzuholen und mitzunehmen auf eine musikalische Reise quer durch die wunderschöne Heimat.